So spielt man mit einem Short Stack bei Multi-Table Turnieren

Ganz gleich, wie gut Sie als Turnierspieler sind, von Zeit zu Zeit werden Sie sich als Short Stack wiederfinden. In der Tat werden Sie häufiger einen Short Stack als einen Big Stack haben – denn dies liegt in der Natur des Turnier Poker.
Zu wissen, wie man spielt, wenn man nur noch wenige Chips hat, ist ein Schlüsselkonzept in Turnieren. Es gibt zwar keinen absolut richtigen Weg zu spielen, wenn Ihre Chipanzahl beginnt, unter den Durchschnitt zu sinken, doch es gibt einige Faustregeln, die Sie beachten und in Ihrem Spiel anwenden sollten.
Vermeiden Sie möglichst, ein Short Stack zu werden
Das wichtigste Konzept im Short Stack Poker hat ironischerweise nichts damit zu tun, wie man einen Short Stack spielt, sondern dreht sich vielmehr darum, wie man einen vermeidet. Es ist zwar leichter gesagt als getan, doch Sie sollten es in erster Linie vermeiden, in eine Situation zu geraten, wo Sie so short sind, dass Ihnen keine anderen Optionen mehr als Shoven oder Folden verbleiben. Wenn Sie in einem Turnier diese Schwelle trotzdem erreichen, sollten Sie Ihr Spiel unbedingt öffnen und einige Risiken eingehen.
Sagen wir zum Beispiel, dass für Sie bei 10 Big Blinds der Punkt gekommen ist, an dem Sie nur noch all-in gehen oder folden würden, und Sie befinden sich am Button mit 12 Big Blinds. Es wird zum Cutoff gefoldet, der die Action mit einem Raise eröffnet. Sie schauen auf , eine Hand, die Sie gewöhnlich in einer solchen Situation folden würden – doch sehen Sie sich die Sache einmal aus einem anderen Blickwinkel an. Ihr Gegner erhöht wahrscheinlich light und hier bietet sich eine sehr gute Chance, dass Sie sich durch einen Resteal vier bis fünf Big Blinds verschaffen können, und selbst wenn er callt, dann ist die einzige Hand
, mit der Sie wirklich „drawing dead“ sind.
Ein Grund, warum manche Spieler oft an der Bubble scheitern oder es gerade so ins Preisgeld schaffen, ist, dass sie nicht bereit sind, diese Risiken einzugehen. Sie warten auf Hände und wenn diese nicht kommen, blinden Sie auf 5 BBs oder weniger herunter, so dass es an diesem Punkt viel leichter für die Gegner ist, ihre All-ins zu callen.
Manchmal werden Sie es jedoch nicht vermeiden können, hinter einem Short Stack zu sitzen. Dies passiert meist, wenn Sie einen großen Pot verlieren und daraufhin unter Ihre All-in-oder-Fold Grenze fallen. In diesen Fällen hängt Ihre weitere Vorgehensweise exakt davon ab, wie viele Chips Sie noch haben und wie Ihre Gegner bisher spielten.
Lassen Sie uns drei Kategorien von Short Stacks betrachten und die jeweils beste Vorgehensweise diskutieren.
1. Vier Big Blinds oder weniger
Wenn Sie mit einem Stack von 4 BBs oder weniger all in gehen, werden Sie die Gegner sogar dann callen, wo sie es sonst bei einem „normalen“ Preflop Raise nicht getan hätten. Ihre Gegner wissen nämlich, dass sie einen Showdown ohne weitere Kosten sehen können. Würden Sie mehr Chips haben, wären sie mit möglichen weiteren Kosten nach dem Flop usw. konfrontiert gewesen.
Wann immer Sie also nur noch vier Big Blinds oder weniger haben und all in gehen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Sie gecallt werden. Jedoch können Sie sich nicht den Luxus leisten, noch länger mit einem Move zu warten. Sie müssen all in gehen, bevor Sie wieder in die Blinds kommen. Wenn Sie also als Erster an der Reihe sind, dann sollten Sie hier nur sehr wenige Hände folden.
2. Fünf bis sieben Big Blinds
Ein typisches Open Raise beträgt 2-3 Big Blinds, also könnten Sie annehmen, dass 5-7 Big Blinds Ihnen einige Fold Equity verschafft. Unglücklicherweise haben es die Short Stacks so an sich, dass sich andere Spieler trotzdem zu marginalen Calls veranlasst sehen. Mit diesem Stack haben Sie etwas mehr Spielraum und können notfalls noch einmal durch die Blinds gehen, wenn sich keine gute Hand oder Situation für einen Push bietet. Trotzdem sollten Sie prinzipiell jede Chance nutzen, Ihre Chips in die Mitte zu bringen.
In früher Position gehen Sie mit jedem Paar und beliebigen zwei Broadway Cards all-in (zwei Karten Zehn oder höher). Während man durchaus mit jedem oder
aus früher Position shoven könnte, würde ich eher dafür plädieren, diese Hände zu folden. Wenn Sie nämlich gecallt werden, dann sind Sie fast immer dominiert. In mittlerer Position fügen Sie suited Connectors und mittlere Asse wie
,
und
hinzu. In später Position erweitern Sie Ihre Shoving Range und integrieren Hände wie
und
, die ich in früher Position eher folden würde.
3. Acht bis zehn Big Blinds
Bei jedem Spieler fällt die Schwelle für All-in oder Fold etwas anders aus. Einige Spieler ziehen die Grenze sogar bei 20 Big Blinds. Ich tendiere eher zu konservativen Werten und setze mir diese Schwelle, wenn ich unter 10 Big Blinds falle. Mit einem 10 BB Stack haben Sie immer noch genug Chips dafür, dass sich Ihre Gegner einen Call gut überlegen werden, da diese einen nicht unbeträchtlichen Anteil ihres Stacks ausmachen, besonders in den späteren Phasen eines Turniers.
Ob Sie es glauben oder nicht, mit so vielen Chips empfehle ich sogar etwas mehr Hände zu erhöhen als Sie es mit einem kleineren Stack tun würden. Warum? Weil wie bereits erwähnt, die Spieler eher folden und sich damit die Chancen auf einen Call (und möglichen Verlust für Sie) verringern werden.
Ich empfehle dabei trotzdem, aus früher Position weiterhin relativ tight zu agieren. Lediglich mit Händen wie Paaren, und darüber sowie beliebigen zwei Broadway Cards sollten Sie all-in gehen. Doch in mittlerer Position und dahinter erweitere ich meine Range und schließe viele Hände mit Showdown Value ein, wie suited Connectors, non-suited Connectors, Paare, Asse, Könige und Broadway Cards.
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