World Series of Poker: Ein Treffen mit WSOP Champion Joe Cada, Teil 2

joe cada

Gestern präsentierten wir Ihnen den ersten Teil unseres Interviews mit Joe Cada. In Teil 2 beschäftigen wir uns mit dem Heads-Up zwischen dem von PokerStars gesponserten WSOP Champion Joe Cada und dem Holzfäller Darvin Moon. Außerdem erzählt er uns, wie es für ihn zukünftig weitergehen wird.

Dich und Darvin im Heads-Up zu beobachten war, als würde man Preisverhandlungen auf dem Wochenmarkt beobachten. Hattest Du erwartet, daß Darvin so aggressiv sein würde, wie er letztendlich war?


Nein, nicht wirklich. Ich wusste, daß Darvin vorher noch nicht viele Hände Heads-Up gespielt hatte, deshalb dachte ich nicht, daß er so aggressiv spielen würde. Ich habe nicht viele Hände zu Gesicht bekommen. Ich wusste er würde eine Menge callen, eine Menge Hände außerhalb Position spielen und oft check-folden bzw. check-callen. Es kam aber anders, er spielte Big Ball Poker, sorgte für hohe Pötte und machte mir das Leben schwer. Ich wollte Small Ball Poker spielen und meine Hände in Position spielen. Er hat seine Sache gut gemacht und brachte mich in einige schwierige Situationen, zu Beginn des Heads-Up schubste er mich mehr oder weniger hin und her.

Die erste Hand, rückblickend betrachtet, brachte Dir eine Menge Chips, er hätte aber genauso gut verdoppeln können, wenn die Hand anders ausgegangen wäre.

Ich möchte die meisten meiner Hände in Position spielen, aber 9’er sind Heads-Up eine sehr starke Hand. Er limpte, ich erhöhte und er callte. Der Flop war überaus “dry” K – 5 – 2, Darvin spielt gerne slow und foldet außerdem nicht gerne, deshalb erwartete ich auch, daß er im Heads-Up entsprechend gegen mich spielen würde. Er raiste bei diesem Board und ich dachte bei einem King würde er flat callen und versuchen auf dem Turn zu verdoppeln. Ich hatte geplant bei einem Bet auf dem Turn zu folden, als aber die Ace kam, änderte sich alles. Wenn er den King hätte, warum sollte er bei einer Ace auf dem Turn setzen? Das Ace ist die “Scare Card“, deshalb wusste ich, daß dieser Bet ein Conti-Bluff war. Was könnte er auf diesem Flop haben, womit er raist und dann bei einer Ace auf dem River nur setzt? Mir kam der 10 Millionen Bet in einem 27 Millionen Chip Pot sehr “weak“ vor, deshalb callte ich und wollte die nächste Karte sehen, da ich der Meinung war, ich würde vorne liegen. Unglücklicherweise wusste ich, daß er eigentlich einen Value Bet für seine Queens gemacht hatte (lacht).

In Heads-Up als Chip-Leader zu gehen und außerdem noch zu den Heads-Up Spezialisten zu gehören, muss doch eigentlich recht zuversichtlich machen. Darvin schien aber recht schnell die Kontrolle übernommen zu haben. Warst Du zu diesem Zeitpunkt frustriert? Wie hast Du deine Fassung bewahrt?

Ich hatte so viele Heads-Up Sit-N-Gos gespielt und hatte immer noch 40 bis 50 Millionen Chips, es war also kein Grund in Panik zu verfallen. Ich hatte noch jede Menge Raum zum spielen. Es war frustrierend, da ich keine Hände bekam und immer wenn ich vorhatte ihn anzugreifen, feuerte er entsprechend zurück. Ich lies ihn einige Mal gewähren, als der Flop mit Ace-Rag-Rag oder so etwas ähnlichem kam und er agierte immer gegen mich. Einmal feuerte ich zurück und er erhöhte “Over the top”. Ich habe nur zwei 3-Bets im gesamten Match gemacht und einmal davon mit A-Q und hatte nicht angenommen, daß Darvin einen 4-Bet Bluff machen würde. Als er einen 4-Bet machte, war ich in einer schlechten Situation. Ich gab meine Hand auf, da ich der Meinung war, es würde bessere Gelegenheiten geben, als mit A-Q All-In zu gehen.

Warst Du überrascht, als Du erfuhrst, daß er A-J auf der Hand hatte?

Ja, ich fand es heraus noch bevor diese Information im TV übertragen wurde. Ich bin der Meinung, dies war die schwächste Hand, mit welcher er einen 4-Bet machen könnte. Mein Laydown war OK, ich wollte auf jeden Fall im Spiel bleiben.

Erzähl uns etwas über Deinen Double-Up mit J-9.

Ich raiste auf 3 Millionen mit J-9 offsuit, was ein Standardraise war. Er callte und auf dem Flop kam 10-9-5. Darvin check-raist gerne und spielt gerne hohe Pötte, deshalb entschied ich mich mit einem mittleren Paar für ein Check-Behind. Der Turn brachte eine weitere 10, außerdem lagen nun 2 Clubs auf dem Tisch. Ich setzte 3 Millionen in den 6 Millionen Pot und er setzte mich mit 55 Millionen All-In. Das machte die Dinge etwas komplizierter, da er einen solch hohen Bet bei einem relativ kleinen Pot machte. Ich war mir aller seiner potenziellen Hände bewusst und dazu gehörten auch einige Bluffs. Ich dachte mir, daß er versucht, mich aus der Hand zu drücken, da ich der Meinung gewesen bin, eine 10 hätte er an dieser Stelle anders gespielt. Ich entschied mich zu callen.

Die richtige Entscheidung zu treffen und den richtigen Call zu machen, muss Dich sehr zuversichtlich gemacht haben. Danach warst Du Chip-Leader und schon wenige Hände später gewannst Du erneut einen hohen Pot.

Ja, ich erinnere mich, das war ein schöner Pot. Ich hatte 2 Paar gerivert (9’er und 10’er). Als er foldete, sah ich eine seiner Karten, es war eine 2, deshalb wusste ich nicht, ob er erneut versucht hatte mich zu bluffen. Der Flop war 10-8-K, er setzte und ich callte ihn. Der Turn brachte eine 7. Somit hatte ich ein mittleres Paar und einen Open-Ender, deshalb blieb ich in der Hand und war froh darüber die Hand mit dem zweiten Paar auf dem River gewinnen zu können.

Der Abend hatte mit 9-9 begonnen und er endete auch mit 9-9. Warst Du zu diesem Zeitpunkt zufrieden damit mit diesen Karten gegen Darvin All-in gegangen zu sein?

(lacht) Ja, ich war mit dem Verlauf des Matches überaus zufrieden, deshalb war ich mit der Entscheidung All-In zu gehen durchaus sehr zufrieden. Die Art und Weise, wie er in seine Karten geschaut hatte und der schnelle Call – ich dachte zuerst er hätte Queens. Wegen der Art und Weise, wie er agierte, wusste ich, daß er eine gute Hand hat und ich war überrascht, als er Q-J aufdeckte.

Was waren Deine ersten Gedanken, als Dir auffiel, daß Darvin keine Outs mehr hat und Du der neue World Champion bist?

Ich weiß nicht. Ich hatte ein komisches Gefühl im Bauch. Ich konnte es nicht glauben, insbesondere, wenn man davon ausgeht, daß ich zeitweise nur 1% der Gesamtchips vor mir liegen hatte. Ich hatte nicht erwartet, daß es so gut läuft. Ein Traum wurde wahr.

Wir haben mitbekommen, daß Du eine besondere Beziehung zu Sheets und Bax hast. Wie wichtig, war für Dich die Unterstützung durch Bax? Wie wichtig war insgesamt die Unterstützung durch Deine Supporter?

Ich liebe die Unterstützung. Eine Menge Leute, haben sich in der Schule und in der Arbeit freigenommen, um mich zu unterstützen. Während der Pausen habe ich allerdings nur mit Bax und meinem Freund Tony (welcher ebenfalls ein sehr guter Spieler ist) gesprochen. Das einzige woran ich denken wollte, war Poker. In jeder Pause haben wir zusammen gesessen – keine Familie, keine Freundin, nichts davon – nur geschäftlich. Es half mir sehr, daß sie mit dabei waren. Bax gab mir sehr gute Tipps, half mir dabei mich zu fokussieren und unterstützte mich dabei meine Denkprozesse bei den einzelnen Händen zu analysieren. Es war einfach großartig.

Du hattest bisher noch nicht wirklich die Zeit, um auszugehen und etwas von Deinem neu gewonnenen Geld unter die Leute zu bringen. Hast Du schon eine Vorstellung, mit was Du Dich als erstes selbst belohnen wirst?

Ich weiß wirklich noch nicht, was ich mir kaufen werde. Mir geht es durch das Pokerspiel schon relativ gut, deswegen kann ich nicht sagen, was ich mir nun spontan kaufen würde.

Was war Dein größter Gewinn vor dem Gewinn des WSOP Main Events?

Ich gewann das 750K (Preisgeld $150.000) und weitere $128.000. Bisher habe ich ca. $500.000 bei Turnieren gewonnen. Ich spiele nur Sonntagsturniere, den Rest der Woche spiele ich Cash-Games.

Das ist interessant. Du bezeichnest Dich selbst als Pro und Peter Eastgate bezeichnete Dich schon lange vorher als Pro. Es gibt aber immer wieder Diskussionen, daß ein Pro niemals wieder das Main Event gewinnen wird. Denkst Du, daß die Zeiten sich geändert haben, weil mittlerweile soviele Leute ihren Lebensunterhalt mit Poker bestreiten.

So ist es! Früher, vor einigen Jahren, war Poker viel einfacher. Aber Poker hat sich weiterentwickelt. Die Leute lernen schneller und es gibt mittlerweile viele Wege zum lernen. Es gibt mittlerweile jede Menge großartige Spieler und mit der Zeit wird es noch viel mehr bessere Spieler geben. Natürlich gibt es auch schlechte Spieler, aber das Main Event ist ein überaus langes Turnier und außerdem Depp-Stacked, deshalb glaube ich, daß auch zukünftig erfahrene Spieler dieses Turnier gewinnen werden.

Du bist nun in der Position der neuste und wichtigste Botschafter des Pokers zu werden, was denkst Du über diese Verantwortlichkeit?

Ich werde mein Bestes tun. Ich liebe Poker und möchte zum Wachstum beitragen. Deshalb werde ich mein Bestes tun, um dieses Wachstum zu unterstützen.

Was denkt Deine Familie darüber?

Meine Mutter und mein Vater sind sehr stolz auf mich. Meine Mutter hat sogar geheult. Zu Beginn meiner Karriere, war meine Mutter immer sehr skeptisch. Sie arbeitet in einem Casino und sieht immer wieder Leuten dabei zu, wie diese Hab und Gut verlieren. Sie hatte aber nicht den Unterschied zwischen dem Pokerspielen und dem Glücksspiel verstanden. Der Unterschied ist schwierig zu erklären, aber es handelt sich um einen erheblichen Unterschied.

Du bist jetzt ein Teil der Pokergeschichte und bist jetzt, wie schon viele andere WSOP Champions, ein Teil der PokerStars Familie, was ist das für ein Gefühl?

Mein größtes Ziel vor meiner Teilnahme an der WSOP war es, ein PokerPro bei einer Seite wie z.B. PokerStars zu werden. Da ich es bis zum WSOP Final Table geschafft habe, wurde mein Wunsch erfüllt. Es hat ein wenig gedauert, aber letztendlich hat es dann ja doch noch geklappt. Ich bin sehr stolz darauf nun zum Team PokerStars zu gehören und werde mein Bestes tun, um PokerStars würdig zu repräsentieren.

Auf was freust Du Dich zukünftig, wie geht es für Dich weiter?

Ich möchte ein weiteres großes Turnier gewinnen. Die Chancen eins dieser großen Turniere zu gewinnen ist sehr gut und die ESPN Übertragung hat gezeigt, daß das Glück auf meiner Seite ist, ich will meinen Ruf nun zu meinem Vorteil einsetzen. Dieser Gewinn ist für mich erst der erste Schritt. Mein nächstes Turnier wird die PCA im Januar sein.

Noch einmal herzlichen Glückwunsch Joe, wir freuen uns schon sehr darauf Dich nächstes Jahr im Rampenlicht beobachten zu können und hoffen, daß Du uns auch in den folgenden Jahren erhalten bleibst.

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Name Surname
Matthew Parvis

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