Unsportliches Verhalten? Eine kontroverse Hand bei der PokerStars European Poker Tour Barcelona

Im Rahmen der PokerStars European Poker Tour Barcelona kam es zu einer kontroversen Hand, über welche ich mich sehr wunderte:” Wo ziehen wir die Grenze zwischen den aktuellen Regeln, der Spielerehre und den ungeschriebenen Gesetzen der Pokerspieler?”
Zuerst sollten wir uns die spezielle Hand etwas genauer ansehen (PokerNews Live Update).
Eine große Menge Zuschauer hatte sich kurz vor der Pause versammelt, um sich einen hohen Pot zwischen Tobias Reinkemeier und Roland De Wolfe anzusehen.
Das Board war , Reinkemeier callte einen 95.000 Bet auf dem River. Weder Reinkemeier, noch de Wolfe wollten ihre Hand zeigen, aber De Wolfe sagte schließlich:“König hoch“.
"Gut, dann zeig mal her" sagte Reinkemeier. Sehr wiederwillig zeigte De Wolfe eine seiner Karten, den und warf dann beide Karten in den Muck zwischen die Burn Cards, da er der Meinung war, er hätte die Hand sowieso verloren.
Reinkemeier zeigte dann , er hatte einen Draw verpasst. De Wolfe suchte sofort seine Karten aus den Karten im Muck heraus und zeigte die Gewinnerhand:
. Der Turnierdirektor, Thomas Kremser, wurde gerufen um eine Entscheidung zu treffen, da jeder der beiden Spieler der Meinung war, diese Hand gewonnen zu haben. De Wolfe führte an, daß er seine Karten ja wieder aus dem Muck genommen hatte und der König hoch ja zum Gewinn der Hand ausgereicht hätte; Reinkemeier war gegenteiliger Meinung, die Regeln würden besagen, daß zum Gewinn einer Hand beim Showdown beide Karten gezeigt werden müssen. De Wolfe schüttelte nur den Kopf, als der Pot zu Reinkemeier geschoben wurde.
Obwohl ich die Regeln bestens kenne, wollte ich mir doch eine zweite Meinung zu diesem Thema einholen und befragte den bekannten Turnierdirektor Matt Savage, welcher mir folgendes sagte:“ Erstens, ich denke die Regelung war korrekt und De Wolfe muss beide Karten zeigen, um die Hand gewinnen zu können. Roland ist ein Pro und sollte wissen, wie in solch einem Fall entschieden wird. Tobias hat in diesem Fall jedes Recht die Karten von De Wolfe zuerst zu sehen und wenn De Wolfe beide Karten direkt gezeigt hätte, dann hätte er den Pot gewonnen, egal, ob der Dealer die Karten zwischenzeitig in den Muck geworfen hat oder nicht“.
Nachdem Savage sich das Video dieser Hand angesehen hatte, sagte er, daß seiner Meinung nach die Hand wieder Live gewesen wäre, nachdem De Wolfe die Karten aus dem Muck geholt hat. Unabhängig von den Regeln, sagte Savage, daß er sich in diesem Fall mit Reinkemeier unterhalten hätte und ihm unmissverständlich mitgeteilt hätte, dass er zukünftig dieses Verhalten nie mehr am Spieltisch sehen will, da er ansonsten eine Penalty gegen Reinkemeier aussprechen würde.
Einige werden vielleicht sagen, dass Reinkemeier das Recht hat, zu warten, bis De Wolfe ihm seine Hand zeigt, aber in diesem Fall war dies irgendwie unsportlich oder anders gesagt: Die Hoffnung, daß ein Spieler ein Hand gewinnen oder sich einen zusätzlichen Bet ersparen kann, in dem er etwas macht, was eigentlich keine Verletzung der Regeln ist, was aber in dieser Situation irgendwie unpassend ist. Es ist das Verhalten, was mich verärgert. Wenn Spieler alles tun, um die Regeln zu ihren Gunsten auszulegen, wie es Reinkemeier in diesem Fall tat, als er darauf wartete, bis De Wolfe seine Hand weggeworfen hatte und dann triumphierend seine Hand zeigte, sollten sich alle Pokerspieler darüber aufregen.
Reinkemeier hat an diesem Punkt nicht betrogen; er tat alles, was in seiner Macht stand, um diese Hand zu gewinnen und war sich den offiziellen Regelungen voll bewusst. Das macht seine Vorgehensweise nicht richtiger und ich denke die Aktion von Reinkemeier verstieß gegen alle guten Regeln des Pokerspiels. Natürlich hat Poker, wie alle anderen Spiele auch, ein eigenes Regelwerk, aber wie alle anderen Sportarten gibt es beim Pokerspiel auch eine Menge ungeschriebener Regeln, welche von den Spielern eingehalten werden sollten.
Deshalb ist es beim Pokern halt nicht OK, wenn man wie im Fall von Reinkemeier erkannt hat, daß man die Hand verloren hat und dann alles versucht, um die Regeln zu den eigenen Gunsten auszulegen, um die Hand dann letztendlich doch noch zu gewinnen.
Pokerspieler sollten sich in jedem Fall an ihre eigenen ungeschriebenen Regeln halten und eine dieser Regeln lautet: Wenn man erkannt hat, daß die eigene Hand geschlagen ist und es keine weitere Action in der jeweiligen Hand gibt, sollte man das einzig richtige tun und dafür sorgen, daß der Spieler, welche die Hand gewonnen hat, auch den Pot bekommt, egal ob der Gewinner irgendwie gegen die Turnierregeln im Bezug auf das Mucken verstoßen hat. De Wolfe hätte eigentlich beide Karten als erster zeigen müssen, als Reinkemeier aber letztendlich sah, daß seine Dame hoch von De Wolfe’s König hoch geschlagen worden war, hätte er ehrenvoll und respektvoll handeln und die eigenen Karten an dieser Stelle wegwerfen sollen. Der Pot hätte an De Wolfe gehen sollen, da dieser rein technisch die Hand gewonnen hat. Wenn De Wolfe beide Karten weggeworfen hätte, ohne den König vorher zu zeigen und danach versucht hätte die Karten wieder aus dem Muck zu holen, bevor er die Hand von Reinkemeier gesehen hatte, hätte Reinkemeier meiner Meinung nach nichts Falsches gemacht. Aber egal, ein König war gezeigt worden, es war die Karte, mit welcher diese Hand eigentlich gewonnen war und deshalb denke ich, dass der Pot eigentlich an De Wolfe hätte gehen müssen.
Warum hat dieser Spieler versucht die Regeln zu seinen Gunsten auszulegen? Warum war dieser Spieler nicht Manns genug zu erkennen, daß er geschlagen war und bereit das Richtige zu tun? Ich weiss, das viele Leute nicht meiner Meinung sind, ich bin aber der Meinung, dass ein Spieler solange im Recht ist, wie er sich an die Regeln hält. Wir sollten aber nicht zulassen, dass die Stereotype vom gierigen, egoistischen Pokerspieler, welcher alles tut, um eine Hand zu gewinnen, wahr wird. Diese Verhaltensweise schadet nur unserem Spiel und den Spielern, welche es spielen.
Ich zweifle nicht daran, daß die meisten Pokerspieler sich an die ungeschriebenen Regeln halten, aber dieser Fall soll dafür sorgen, daß alle Spieler, welche sich nicht an diese Regeln halten, ihr Verhalten noch einmal überdenken sollten. Poker ist ein Spiel und obwohl es teilweise um extrem hohe Geldsummen gespielt wird, ist dies kein Grund sich nicht an die ungeschriebenen Regeln des Pokerns zu halten.