PokerNews Interview mit Bernhard Perner

bernhard perner

Der Österreicher Bernhard Perner lebt in Salzburg und hat sich schon beruflich durch seinen Ehrgeiz vom Lehrling in Führungspositionen hinaufgearbeitet, erst vor kurzem hat er sein Hobby zum Beruf gemacht. Vor zwei Jahren hat ihn das Poker Fieber gepackt und nicht mehr losgelassen. Schon sein diesjähriges WSOP Debüt war mit einem Platz unter den Top 100 höchst erfolgreich. Dass Perner schwer zu knacken ist, dass wissen bereits die Teilnehmer der CAPT in Seefeld und Innsbruck. PokerNews wollte mehr über den passionierten Poker Profi erfahren und zum Exklusiv-Interview gebeten.

Was ist für sie Poker? Warum genau dieses Spiel?

Poker ist an sich ein einfaches Spiel, das jeder erlernen kann. Den Reiz macht aber dann das Zusammenspiel aus Strategie, Psychologie und natürlich auch das notwendige Glück aus.

Welchen Reiz hat für sie Live Poker, welchen Reiz hat Online Poker?

Den Reiz des Live Poker macht für mich das Lesen des Gegners, das Flair eines Pokertisches aus. Es gibt einfach keinen Ersatz dafür, einen Gegner über den Tisch hinweg zu fixieren und dann seine Entscheidung auf den vorherigen Beobachtungen zu treffen.
Der Reiz des Online Pokerspielens liegt vor allem darin, dass man zu jeder Zeit ein Turnier oder auch einen Cashgame Tisch findet, das für einen passend ist. Dazu erspart man sich die Anreise und kann noch dazu parallel an mehreren Tischen spielen.

Was spielen sie lieber – Live oder Online-Poker?

Ich persönliche bevorzuge eindeutig das Live Pokerspiel.

Welche Erwartungen stellen sie an sich, wenn sie zu einem Turnier fahren?

Die Erwartungen, die ich an mich selbst stelle, sind – so einfach es sich auch anhören vermag – gutes Poker zu spielen.

Sie waren Anfang September auch erstmals bei einem EPT Event dabei, der EPT in Barcelona - da ist es leider nicht so gut gelaufen, was war da los?

Nachdem ich nach sieben Stunden endlich meine erste halbwegs brauchbare Hand erhalten habe – sprich ein Paar Damen – ergab die Situation, dass nach Raise und Reraise ein anderer Spieler und ich Preflop All in waren. Er zeigte As König. Der Flop meinte es noch gut mit mir, und brachte Bube, Acht, Fünf. Auch der Turn mit der Zehn war noch ok. Jedoch meinte der River es zu gut mit mir, und brachte mir das Set Damen. Aber mit der Dame hatte mein Gegner schließlich auch die Straße gekauft.
Insgesamt war Barcelona aber eine wunderbare Woche. Mit dem Erreichen des Final Tables beim 2000 + 150 € Side Event hatte die EPT schließlich auch pokermäßig noch ein versöhnliches Ende für mich genommen.

Wie kann sich Bernhard Perner nach einem anstrengenden Turnier wieder motivieren?

Zum einen macht mir das Pokerspiel einfach viel Spaß, zum anderen kann ich es mir ja selbst aussuchen, wann, wo und bei welchem Turnier oder Cashgame ich spiele.

Sie spielen jetzt seit zwei Jahren intensiv Poker, ab wann kann man abschätzen, dass man vom Pokerspiel leben kann? Was können sie da unseren Lesern/Leserinnen raten?

Ich kann jedem nur empfehlen, sich es genau zu überlegen, ob er vom Pokerspielen auf Dauer leben kann und dies auch will. Denn es wird für jeden Pokerspieler auch die Zeit kommen, auf denen Durststrecken zu überwinden sind.

Wie kann man seine Bankroll richtig einschätzen, also auch höhere Limits spielen, ohne Gefahr zu laufen „broke“ zu gehen?

Jeder Pokerspieler hat darauf zu achten, richtiges Bankroll Management zu betreiben. Und wie bereits oben gesagt, zu jedem guten Lauf wird auch einmal eine schlechte Phase geben, die es zu überwinden gibt.

Wenn ich mir ihre Turnierstatistiken anschaue, spielen sie gerne Turniere in Österreich. Welche Qualität haben diese Turniere für sie?

Die Qualität der österreichischen Turniere schätze ich persönlich sehr hoch ein. Und zwar sowohl was die Qualität der Spieler als auch die Qualität der Turnierorganisation betrifft.

Sie haben vor der WSOP den Main Event der CAPT in Seefeld gewonnen, da haben gleich drei Österreicher die ersten drei Plätze belegt. Wie steht es denn um die Poker-Szene in Österreich?

Das Ergebnis des Main Events in Seefeld, wie auch die Ergebnisse zahlreicher anderer Turniere zeigen, dass man sich um die Pokerszene in Österreich keine Sorgen zu machen braucht. Dabei bin ich der festen Überzeugung, dass sowohl die Anzahl als auch die Qualität der Spieler sich in den nächsten Jahren kontinuierlich noch weiter erhöhen wird, und wir des Öfteren von Topplatzierungen österreichischer Spieler bei internationalen Turnieren hören werden.

Kommen wir zur WSOP: Sie waren bis Tag 6 beim Main Event dabei. Dann leider das Aus mit Platz 100. Wie schaut das Resumeé dieses Mega-Turniers aus?

Insgesamt habe ich die WSOP als sehr positiven Event in Erinnerung, wobei natürlich auch ein bisschen Wehmut mitschwenkt. Unter den Voraussetzungen, mit denen ich in Tag 6 des Turniers ging – Platz 5 im Chipcount mit dreifachem Average – schmerzt das Aus gleich um so mehr.
Dennoch sehe ich meine Teilnahme als Erfolg, da ich bei meinem ersten Event außerhalb Österreichs und das gleich beim Main Event der WSOP eine Top 100 Platzierung erreichen konnte.

Macht man sich schon ein wenig Hoffnung, es auf den Final Table zu schaffen, wenn man schon so viele Tausend Spieler/innen hinter sich lassen konnte?

Ich habe versucht, meine Gedanken immer auf den jeweiligen Turniertag zu konzentrieren, aber natürlich wird auch die Hoffnung auf eine Top 50, Top 30, Platzierung, oder es sogar auf den Final Table zu schaffen, umso größer, je mehr Spieler man hinter sich gelassen hat.

Für mich war die WSOP eine großartige Erfahrung, bei welcher ich mich mit den besten Pokerspieler der Welt – wie etwa mit Phil Ivey am Feature Table – messen konnte.

Was macht die WSOP so einzigartig?

Die WSOP macht ihr Gesamtpaket so einzigartig. Schon der Austragungsort, Las Vegas, ist mit keiner anderen Stadt vergleichbar. Es gibt kein Turnier, bei welchem so viele Spieler an einem Live Turnier teilnehmen - vom Topprofi bis zum Hobbyspieler, über Onlinespieler und Livespieler - die ganze Bandbreite ist hier vertreten.

Kann man sich nach einer WSOP als Spieler besser einschätzen oder ist das einfach nur ein Teufelsritt, dem man sich einmal im Jahr hingibt?

Natürlich lernt man aus der Erfahrung bei der WSOP, und man versucht sich natürlich selbst immer besser einschätzen zu können. Nichtsdestotrotz ist die WSOP auch ein Teufelsritt, den ich aber genossen habe.

Wer ist ihr Favorit im November am Final Table?

Von der Spielstärke her ist zweifelsohne Phil Ivey der mit Abstand stärkste Spieler. Allerdings ist Darvin Moon mit seinen knapp 59 Millionen Chips in einer hervorragenden Ausgangssituation.

Und was für Turniere sind bei ihnen in naher Zukunft geplant?

Mein nächstes geplantes größeres Turnier wird bei der Poker EM in Baden sein.

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