PokerNews Exklusiv Interview – Sandra Naujoks

Sie ist eine der gefragtesten Poker-Newcomerinnen, hat mit 27 Jahren bereits mehrere Millionen an Preisgeldern gewonnen, ist Poker Europameister, hat bereits einen EPT Titel in der Tasche und sitzt derzeit beim großen Finale in Monte Carlo. Sandra Naujoks ist auf dem besten Weg ein Poker-Superstar zu werden – eiskalt blufft sie ihre Gegner aus. Nicht umsonst trägt sich den Spitznamen „Black Mamba“. Das Jahr 2008 war IHR Jahr, auch 2009 beginnt viel versprechend. PokerNews hat die Wahl-Berliner zum Exklusiv-Interview gebeten und wollte mehr über den Menschen hinter dem Pokerface erfahren.
Seit der Poker EM in Baden geht es nur mehr steil bergauf. Wie verkraftet man große Erfolge?
Wenn man von Haus aus Bodenständigkeit mitbringt, ist es kein Problem. Außerdem habe ich tolle Freunde um mich herum, die mir helfen am Boden zu bleiben und mich gut beraten! Klar ist es beruhigend nun finanziell abgesichert zu sein. Das lässt einen vielleicht auch ein bisschen befreiter aufspielen, aber man wird nach so Turniergewinnen nicht gleich ein anderer Mensch.
Mit dem Sieg in Dortmund waren sie die zweite Frau, die es geschafft hat einen EPT Titel zu holen – ist das auch ein Signal, dass Frauen nicht mehr zu den Exoten bei den Poker Profis zählen?
Natürlich sind Frauen am Pokertisch noch in der Minderheit, besonders bei großen internationalen Turnieren, aber damit befasse ich mich gar nicht. So wie alle anderen bekommen auch Frauen nur zwei Holecards gedealt und mit denen muss man(n) oder Frau versuchen das Optimum heraus zu holen!
Können sie ihre Gefühle von der Dortmunder EPT nochmal kurz schildern? Was ging ihnen damals bei der finalen Hand durch den Kopf?
Ich habe die Stärke von Holger Kanischs Hand unterschätzt, dachte eigentlich, dass er nicht bezahlen würde. Als ich dann seine Hand sah, die meine dominierte, war mir mehr als bewusst, dass ich jetzt großen Beistand von Fortuna brauche, um einen meiner 3 Outs zu treffen. Ich hätte mir natürlich eine andere finale Hand gewünscht, denn mit einem Suckout ein Turnier zu gewinnen macht weniger Spaß. Ich habe daraufhin auch zu Holger gesagt, dass ich gerne anders gewonnen hätte. Aber diese Hand steht stellvertretend für Turnierpoker und gehört nun einmal dazu. Eine Aneinanderreihung von Bad Beats, Suckouts, Coinflips, Set over Set, usw.
Man handelt sie als neuen Shooting-Star der Szene, hat man da nicht Angst zu fallen?
Als Frau steht man noch mehr im Fokus, als andere EPT Sieger und manche Profispieler haben über einen langen Zeitraum nichts erreicht! Nach dem Erfolg bei der EM in Baden habe ich mir des Öfteren Kommentare und Interviewfragen mit dem Wort "Onehitwonder" anhören müssen, aber ich habe mich davon nicht beirren und unter Druck setzen lassen. Ich habe immer an mein Spiel geglaubt, und auch daran, dass es erfolgreich ist. Dann, mit dem Sieg bei der EPT in Dortmund, haben sich diese Kommentare erübrigt. Jetzt sitze ich bei der EPT in Monte Carlo – mal sehen wie weit ich noch komme. Aber ich gebe mich keiner Illusion hin, spätestens wenn es bei der WSOP in Las Vegas nicht gut laufen sollte, sind solche Kommentare ganz schnell wieder da ;-).
Wie ist der Umgang mit ihnen in der Szene – hat sich da was verändert?
Das erste, halbe Jahr war nicht einfach für mich. Mir blies von vielen Seiten kalter Wind entgegen. Neben dem besagte "Onehitwonder" gabs auch Sprüche wie "Auch ein blindes Huhn....". Männer setzen sich an die großen CashGames und tragen protzige Uhren und sind damit aufgenommen. Als Frau muss man erst einmal vorlegen, um respektiert zu werden. Ein Spieler und Freund formulierte es treffend: Erst lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann respektieren sie dich.
Wie handhaben sie ihr Bankroll Management?
100 BBs (Big Blinds) für Schuhe, 80 für Handtaschen, 30 für Kosmetika ...... nee Quatsch, jetzt mal im ernst. 50 BBs für Golf, Zigarren und Whisky ;-)
Wer sind ihre Berater, haben sie Leute die ihnen helfen?
Neben meiner Familie frage ich natürlich auch meinen Manager und guten Freund, Thomas Lamatsch, um Rat. Auch unter den Spielern entstehen Freundschaften, mal ist der eine ein guter Zuhörer und der andere mein Financial Consultant.
Man sagt gute Pokerspieler brauchen Tugenden, die man typischerweise einem Spieler nicht gleich zuordnen würde – Geduld, Fleiß und Durchhaltevermögen. Was sind ihre Tugenden?
Da haben wir doch schon ein paar aufgezählt. Ehrgeiz und der Glaube an seine eigenen Fähigkeiten und das Spiel, sowie Leidensfähigkeit runden das Paket ab.
Sie haben einen Sponsorenvertrag mit PokerStars. Um Verträge ranken sich gerne Vermutungen – können sie kurz umschreiben was ihr Sponsoring beinhaltet?
Das ist Business und vertraulich. Aber soviel sei gesagt. Mit PokerStars habe ich einen tollen und den besten Partner im Pokerbusiness und fühle mich dort sehr gut aufgehoben.
Man sagt, dass es beim Pokern mal gut, mal schlecht Phasen gibt. Wie bereiten sie sich auf schlechte Phasen vor?
Die hatte ich zwischen Baden und Dortmund. Nie Tag 2 erreicht und immer als Favorit (sogar mit 80%) verloren. Das Beste in diesen Fällen ist seinen Chef bei Pokerstars (Liebe Grüße an Sven) und seinen Manager anzurufen, ihn mit Badbeat Stories voll zu texten und auf bessere Zeiten zu warten. Ich bin vor Dortmund 3 Wochen nach Asien gereist und habe mein Hilfsprojekt in Kambodscha besucht. Diese Zeit habe ich genutzt, um meinen Akku wieder aufzuladen und in eine andere Welt einzutauchen. Das war ganz sicher der erste und wichtigste Step zum EPT-Gewinn. Am Abend vor Dortmund machte ich bei einer illustren Runde von Pokerspielern die Ansage: "Wenn ich solche Dinger endlich wieder treffe, dann geht es ganz weit nach vorne." Da konnte noch keiner wissen, dass ich tatsächlich wieder Coinflips gewinnen würde :-)
„It´s a hard way to make an easy living“ – heißt ein Spruch übers Pokerspielen. Welcher Weg ist es für sie?
“Always look on the bright side of life” – das ist ganz wichtig für Pokerspieler, denn der Downswing kommt garantiert einmal. Um im Pokern Erfolg zu haben, muss man immer hart an seinem Skill weiter arbeiten. Ich höre nie aus zu lernen, sei es durch Gespräche, eigene Hände oder durch das Beobachten meiner Gegner!
Vielen Dank für das Interview und noch „toi, toi, toi“ für Monte Carlo!